>> Zürich sucht homosexuelle Pflegeeltern : In der Schweiz fehlt es an Eltern für Pflegekinder. Die Stadt Zürich wendet sich nun explizit an gleichgeschlechtliche Paare.
La famille nucléaire classique – un couple marié avec des enfants – n’est plus qu’un modèle parmi d’autres et les services sociaux de la Ville de Zurich l’ont bien compris. La municipalité mène en effet depuis plusieurs semaines une campagne ciblée afin de trouver des couples homosexuels prêts à accueillir des enfants issus de familles en difficulté et qui doivent être placés d’urgence, comme l’a indiqué le le site Tages-Anzeiger ce mardi. Contrairement à l’adoption, le placement temporaire est en effet ouvert à tous en Suisse, et le pays manque de familles d’accueil.
«Le fait que les couples homosexuels ne puissent pas encore adopter en Suisse ne pose pas de problème», assure Beatrice Henes, porte-parole des services sociaux zurichois. Il ne s’agit en effet pas de trouver des parents adoptifs mais des parents d’accueil : l’objectif est que les enfants finissent par réintégrer leur famille d’origine. l’accueil de cette campagne dans les cinémas est globalement bon, malgré quelques commentaires critiques. Deux couples homosexuels auraient d’ailleurs déjà manifesté leur intérêt.
Diffusé en novembre dans plusieurs cinémas zurichois, un spot des services sociaux de la Ville met ainsi en scène un jeune garçon qui dit son bonheur d’avoir été confié à Anna et Priscilla: «Maintenant j’ai trois mamans, dit-il. Ma mère et mes deux parents d’accueil.» Parallèlement à cette campagne, les services sociaux ont informé les associations gays et lesbiennes de leur initiative et fait paraître une annonce dans un magazine de la scène homosexuelle zurichoise.
Pour Maria von Känel, directrice de l’association faîtière Familles Arc-en-ciel, le recours à des couples homosexuels comme parents d’accueil est une conséquence logique de l’évolution récente et «une étape importante vers la visibilité et la reconnaissance des familles Arc-en-ciel.» Et d’ajouter que «les enfants qui vivent avec des lesbiennes, des gays ou des transsexuels se développent de la même manière que les autres enfants.»
Contacté par le quotidien alémanique, le président de l’Autorité de protection de l’enfant et de l’adulte du canton de Berne, Patrick Fassbind, ne voit rien à redire à l’initiative zurichoise: «La sécurité et la fiabilité des parents d’accueil sont ce qu’il y a de plus important pour les enfants. L’orientation sexuelle des parents d’accueil est hors sujet.»
« Cela montre simplement que la Ville de Zurich a pris du recul, estime la socialiste Barbara Lanthemann, de l’Organisation suisse des lesbiennes. La première préoccupation de tout un chacun est le bien-être des enfants. Et le bien-être de l’enfant est tout autant garanti dans un couple homosexuel qu’hétérosexuel. »
Genève a également lancé un appel la semaine dernière: le canton doit d’urgence placer une vingtaine d’enfants. Il n’y est cependant pas question de mener une campagne ciblée envers les gays et lesbiennes, même si l’accueil reste ouvert à tous.
« Nous cherchons avant tout des familles, des adultes, qui sont prêts à accueillir des enfants, explique Francine Teylouni, directrice de l’office genevois de l’enfance et la jeunesse. Et nous n’avons pas d’a priori ».
>> Das Amt für Kinder und Jugendliche des Kantons Genf steckt in einer Notsituation. Amtsdirektorin Francine Teylouni machte es vor einer Woche in einem «Aufruf an die Bürgerinnen und Bürger» via Medien öffentlich. Sie sucht zehn Plätze für Kleinkinder, die kurz- oder längerfristig von ihren Eltern getrennt werden müssen. Die Zeit dränge, die Kinder würden auf ein neues Zuhause warten, in dem sie gefördert werden und Wärme erhalten, um in ihrem Leben die ersten Schritte zu tun, heisst es beim Kanton.
Rund 140 Kinder hat der Kanton Genf derzeit bei Pflegefamilien untergebracht. Zum Vergleich: In der Stadt Zürich sind es 135, im Wallis 142, in der Waadt rund 200. Die Kinder wohnen ganz oder teilweise bei Pflegeeltern.
Werden wie jetzt in Genf auf einmal zehn Plätze benötigt, stehen die Behörden unter enormem Druck. Natürlich wurde nach anderen Lösungen gesucht, aber die betroffenen Kinder können weder innerhalb der Familie noch bei nahen Verwanden unterkommen. Viele befinden sich seit der Geburt im Spital und werden dort bis auf weiteres umsorgt. «Im Spital haben sie es gut, aber sie müssen raschestmöglich in einer familiären Atmosphäre aufwachsen», sagt Teylouni. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass sie auch als junge Erwachsene noch bei ihren Pflegefamilien sind. Gemäss Statistik des Kantons Genf ist dies bei 80 Prozent der Pflegekinder der Fall.
Seit Jahren hohe Nachfrage
Die Gründe, warum sich die Eltern nicht um ihre Kinder kümmern können oder von der Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde oder der Justiz daran gehindert werden, sind vielfältig: innerfamiliäre Gewalt oder Misshandlungen, Gefängnisaufenthalte, Drogenabhängigkeit oder schwere Krankheiten, auch psychische. Francine Teylouni will sich zu Einzelfällen nicht äussern. Sie habe alleine das Kindeswohl im Blick. Westschweizer Kantone haben diesbezüglich hohe Ansprüche. Anders als in vielen Deutschschweizer Kantonen, wo selbst Babys im Notfall vorübergehend in von Sozialarbeitern betreuten Grossfamilien oder Heimen unterkommen, wird in der Westschweiz für jeden Fürsorgefall direkt eine Pflegefamilie gesucht.
Tauchen zu viele Fälle auf einmal auf, führt dies in allen Regionen der Schweiz zu Schwierigkeiten. Nirgends im Land stehen beliebig viele Pflegefamilien zur Verfügung. Dieses Problem bestehe seit Jahren, heisst es aus Fachkreisen. Tendenziell gebe es aber in ländlichen Gebieten mehr Pflegefamilien als in Städten. Marc Rossier, Direktor des Walliser Amts für Kinderschutz, sagt: «Die Nachfrage ist gross, das Angebot stets begrenzt.» Marc Favez, stellvertretender Direktor des Waadtländer Jugendschutzes, spricht von einer «permanenten Sorge». Man dürfe deshalb nie zurücklehnen, sondern müsse ständig nach interessierten Familien Ausschau halten, sagt Favez.
Kind muss in Familie passen
Die Suche nach geeigneten Familien ist in der Regel ein langwieriger Prozess. Bis ein Kind zu Pflegeeltern ziehen kann, müssen etliche Dinge besprochen und diverse Details geklärt werden. In Gesprächen werden die Bedürfnisse der Kinder und die Situation und die Erwartungen der Pflegeeltern aufeinander abgestimmt. Man legt Wert darauf, Pflegekinder nicht durch vermeidbare Probleme zusätzlich zu belasten. Oft haben interessierte Paare selbst schon Kinder. Behörden lassen in solchen Fällen beobachten, wie die Kinder eines Paars auf ihr neues Geschwister reagieren, aber auch, ob Pflegeeltern den oft komplexen psychischen Problemen gewachsen sind. Ersatzeltern müssen unter Umständen damit rechnen, mitten in der Nacht von Telefonanrufen aufgeschreckt oder von Eltern oder Angehörigen der Pflegekinder bedroht zu werden. Einfacher ist die Suche, wenn Plätze für Wochenenden oder für ein paar Ferientage gesucht werden.
Rudolf Gafner, Sprecher der Stiftung Kinderschutz Schweiz, sagt: «Schutz und Wohl des Kindes stehen an oberster Stelle. Es genügt deshalb nicht, sich einfach als Kinderfreund zu fühlen und sich spontan bereit zu erklären, zwei Pflegekinder aufzunehmen.» Die sozialen Dienste der Stadt Zürich nehmen sich deshalb ausreichend Zeit, die Situation für alle zu klären.
In Zürich hat man klare Vorstellungen, welche Kriterien zukünftige Pflegeeltern erfüllen sollten. Sprecherin Beatrice Henes sagt: «Die Wohnsituation ist wichtig. Alle müssen genügend Platz haben.» Auch sollten Pflegeeltern gesund sein, so Henes. Weniger entscheidend ist hingegen, wie viel Geld jemand hat, vorausgesetzt die finanzielle Situation ist stabil.
Die Behörden in Genf legen besonderen Wert darauf, dass Pflegeeltern nicht zu viel arbeiten und Zeit für die Bedürfnisse der Familie haben. Die Arbeitsverträge eines Paares dürfen ein Pensum von 160 Prozent nicht überschreiten. «Die Eltern sollten sich unter der Woche während zweier Tage um die Familie kümmern», sagt Francine Teylouni.
Um dem gesellschaftlichen Wandel Rechnung zu tragen und den Kreis der Interessierten möglichst breit zu halten, geht die Stadt Zürich im Gegensatz zu anderen Kommunen bei der Suche nach Pflegeeltern neue Wege. In Zürcher Kinos lief im November ein Werbespot, der insbesondere binationale Paare, Singles, aber auch homosexuelle Paare ansprechen sollte. Ob die Botschaft beim neuen «Zielpublikum» angekommen ist – die Kampagne also Erfolg hat –, wird sich in den kommenden Monaten weisen. «Wenn wir am Ende einer Kampagne eine Handvoll geeignete Pflegeeltern gewinnen konnten, ist das ein Erfolg», sagt Beatrice Henes. Das dürfte in Genf kaum schneller gehen.